Urogynäkologie

Bei der Urogynäkologie handelt es sich um die Diagnostik und Therapie von Problemen der Urin- und Stuhlinkontinenz und der Senkungsbeschwerden. Typische Symptome sind Fremdkörpergefühl in der Scheide, Blasen- oder Darmentleerungsstörungen, häufiger Harndrang und unfreiwilliger Harnverlust. Obwohl die Beschwerden die Lebensqualität stark einschränken, suchen nur etwa ein Drittel der betroffenen Patientinnen überhaupt Hilfe beim Arzt. 

Unsere Klinik bietet sowohl konservative als auch operative Behandlungsmöglichkeit an.


Konservative Behandlung

In unserer Sprechstunde bieten wir Ihnen eine komplexe Beratung, Diagnostik sowie konservative Therapie an. 

Wir empfehlen zunächst nicht-operative Behandlungsoptionen bei Harninkontinenz oder Gebärmuttersenkung, die wir oft miteinander verbinden. Allein durch diese Maßnahmen kann schon der Hälfte aller Patientinnen geholfen werden.

Ein spezielles Beckenbodentraining fördert die Wahrnehmung der Muskeln und kann diese durch gezieltes Training erstarken. In vielen Fällen können Physiotherapeuten durch das Beckenbodentraining die Problematik deutlich verbessern.

Medikamente wie eine lokale Östrogentherapie können ebenfalls in bestimmten Fällen gegen die Inkontinenz helfen. Eine weitere Möglichkeit ist eine Pessar-Therapie, die im oberen Teil der Scheide eingeführt werden und eine weitere Senkung verhindern.


Operative Behandlung

Falls nach drei Monaten konservativer Therapie keine suffiziente Besserung erreicht wird, besprechen wir mit Ihnen operative Behandlungsmöglichkeiten. Ein weiterer Grund für eine Operation ist, dass die Beschwerden zu stark sind oder ein Gebärmuttervorfall vorliegt.

Sollte eine Operation erforderlich sein, bieten wir moderne Therapie nach neuesten Standards an:

Spannungsfreie Vaginalschlingen (TVT)

Diese Methode gilt mittlerweile als „gold standard“ in der chirurgischen Therapie der Belastungsinkontinenz. Die Operation erfolgt über die Scheide. Das spannungsfreie Harnröhrenband wird unter der mittleren Harnröhre platziert, was eine Stabilisation der Harnröhre gewehrleistet und dadurch wird unwillkürliche spontane Miktion verhindert. Nach der Operation werden Sie in der Regel ein bis zwei Tage stationär in unserer Klinik bleiben.

Laparoskopische Sakropexien (Sakrokolpopexie und Sakrozervikopexie)

Die Operation wird durch eine Bauchspiegelung durchgeführt. Sie kann bei einer Senkung der Gebärmutter, des Gebärmutterhalses oder des Scheidenendes (nach einer Gebärmutterentfernung) durchgeführt werden. 

Auch eine Senkung der Scheidenvorderwand (Blasensenkung) oder Scheidenhinterwand (Mastdarmsenkung) kann mit dieser Operation korrigiert werden. 

Ein Y-Form-Kunststoffnetz wird an die vordere und hintere Scheidenwand platziert und fixiert, während das diagonale Ende des Netzes am Kreuzbein befestigt wird. 

Durch diese Maßnahme werden die Scheide oder die Gebärmutter wieder in ihrer normalen, physiologischen Lage stabilisiert und senken auch bei Belastung nicht weiter ab. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Senkung ist daher sehr gering.

Kolposuspension

Die Kolposuspension wird sowohl bei Harninkontinenz als auch bei einer Senkung der vorderen Scheidenwand angewendet. Die Operation wird in der Regel durch eine Bauchspiegelung durchgeführt. 

Die vordere Scheidenwand wird durch Fäden mit der Innenseite des oberen Schambeinastes spannungsfrei verbunden. Durch diese Maßnahmen werden Harnröhre und Blasenhals in eine optimale Position gebracht.

Scheidenplastiken

Die Operation wird bei einer Senkung der Scheidenvorderwand (Blasensenkung) oder Scheidenhinterwand (Mastdarmsenkung) vaginal durchgeführt. 

  • Bei einer vorderen Scheidenplastik wird das Bindegewebe zwischen Harnblase und Scheide gestrafft, um die Blase und Harnröhre in ihre ursprüngliche Position anzuheben.
  • Die hintere Scheidenplastik verstärkt und rekonstruiert die Gewebeschicht zwischen Scheide und Mastdarm.

Scheidenfixation nach Amreich/Richter

Bei einer sakrospinalen Scheidenfixation oder Operation nach Amreich-Richter wird das abgesunkene Scheidenende über die Scheide an eine Bandstruktur im kleinen Becken befestigt. Die Operation wird durch die Scheide vorgenommen.


Interdisziplinäres Beckenbodenzentrum

Die rekonstruktiven Operationen im kleinen Becken können sehr komplex sein. Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Gynäkologen, Urologen und Chirurgen bieten wir eine umfassende Diagnostik und individuelle Therapieplanung auch bei komplexen Fällen. 

Unser interdisziplinäres Team legt einen großen Wert auf die korrekte Wiederherstellung der Anatomie und die normale Funktion von Harnblasen- und Darmentleerung sowie auf die Sensitivität und die sexuelle Lebensqualität.


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