Das menschliche Herz besitzt vier Herzklappen: Aortenklappe, Pulmonalklappe, Mitralklappe und Trikuspidalklappe. Alle vier Klappen übernehmen die Aufgaben von Ventilen: Sie öffnen und schließen sich und regulieren somit die Menge an Blut, die in das Herz hinein- und herausfließt. Bei einem Herzklappenfehler ist diese Funktion gestört. Für viele Herzklappen-Erkrankungen stehen heute wirkungsvolle kathetergestützte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die wir in unserer Klinik anbieten.

Aortenklappe

Was ist eine Aortenklappenstenose?

Die Aortenklappe übernimmt eine wichtige Aufgabe in unserem Köper: Sie verhindert, dass das von der Herzkammer ausgeworfene Blut wieder ins Herz zurückfließt. Die Klappe besteht aus drei Taschen, die wiederum aus zartem Bindegewebe bestehen. Mit fortschreitendem Alter oder auch durch Entzündungen kann die Aortenklappe krank werden. Bei der Aortenklappenstenose handelt es sich um eine Verengung der Aortenklappe unterschiedlicher Genese. Die kalzifizierte Aortenklappenstenose stellt in Deutschland den häufigsten behandlungsbedürftigen Herzklappenfehler dar. Sie entsteht, wenn sich im Laufe des Lebens Kalk, Cholesterin und Entzündungszellen an den Taschen ablagern. Bei der Aortenklappenstenose verdicken sich die Taschen, verlieren an Beweglichkeit und werden eng. Die Klappe wird damit zum Hindernis für den Blutfluss – und der Herzmuskel wird zu stark belastet, weil er mehr leisten muss als eigentlich vorgesehen. Im weiteren Verlauf nimmt dann auch die Pumpleistung ab. Eine Aortenklappenstenose entwickelt sich in der Regel altersbedingt. Bei etwa einem Prozent der Menschheit besteht der Herzklappenfehler von Geburt an.

Kathetergestützter Aortenklappenersatz (TAVI-Prozeduren)

Im Jahre 2002 wurde der erste kathetergestützte Aortenklappenersatz, auch TAVI genannt (Transcatheter Aortic Valve Implantation), erstmals durchgeführt. Er hat seitdem das Spektrum der Behandlung einer Aortenklappenstenose entscheidend erweitert und ist mittlerweile der Standardeingriff bei älteren Menschen über 75 Jahren, bei Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten sowie bei bereits herzoperierten Personen. Hierbei wird die neue Herzklappe zunächst auf einen speziellen Katheter aufgebracht und in die verengte Herzklappe geschoben. Bei der Ersatzklappe handelt es sich hier immer um eine biologische Prothese aus Rinder- oder Schweineherzbeutelgewebe, verankert in einem Drahtgeflecht.

Die Vorteile dieses Verfahrens liegen in der Vermeidung einer offenen Herz-Operation und der damit verbundenen Brustkorberöffnung sowie des Herzstillstandes mit Einsatz einer Herz-Lungenmaschine. Stattdessen wird der Patient tief sediert und schmerzunempfindlich gemacht. Dadurch ist dieser Eingriff für die Patienten deutlich schonender, was sich in einer schnelleren Rekonvaleszenz der Patienten zeigt.

Bisher verfügbare Langzeitdaten zur Haltbarkeit der TAVI-Klappen zeigen in der Regel eine sehr gute Stabilität und Funktionalität nach vielen Jahren. 

Welcher Eingriff im Einzelfall am besten ist – TAVI oder Herzoperation – entscheidet nach Sichtung aller Befunde ein Herz-Team, das aus Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten besteht. 

Seit 2013 werden initial am Marienhospital Gelsenkirchen TAVI-Eingriffe durchgeführt, seit den neueren gesetzlichen Rahmenbedingungen werden diese Eingriffe von unserem Team im Elisabeth-Krankenhaus in Essen durchgeführt. Dort wird der kathetergestützte Aortenklappenersatz gemeinsam mit erfahrenen Kardiologen, Herzchirurgen und Kardioanästhesisten im Hybrid-Operationssaal durchgeführt. Damit gewährleisten wir für jeden Patienten die höchstmögliche Sicherheit.

Geeignete Kandidaten für eine TAVI sind:

  • Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko
  • ältere Patienten (>75 Jahre)
  • Patienten mit vorangegangener Herzoperation
  • Patienten mit speziellen Nebenerkrankungen

Mitral- und Trikuspidalklappe

Kathetergestützte Klappentherapie der Mitral- und Trikuspidalklappe

Die Atrioventrikularklappen (AV-Klappen: Mitral- und Trikuspidalklappe) sind sehr häufig von Insuffizienzen (Undichtigkeiten) betroffen. Insuffizienzen führen zu Luftnot, eingeschränkter Belastbarkeit und einer erhöhten Mortalität. Die Mitralklappeninsuffizienz ist zum Beispiel einer der häufigsten Herzklappenfehler beim erwachsenen Menschen weltweit. Wir bieten die komplette Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge von kathetergestützten Interventionen an den AV-Klappen mit unterschiedlichen Systemen (MitraClip®, PASCAL®). Sollte ein solcher Klappenfehler bei Ihnen diagnostiziert sein, wird in einem stationären Aufenthalt die Durchführbarkeit einer Intervention geprüft und vorbereitet. Zur optimalen und individualisierten Therapie Ihres Klappenfehlers wird Ihr Fall in einer interdisziplinären Heart Team Konferenz unseren herzchirurgischen Kollegen am Herzzentrum in Essen Huttrop (Direktion: Prof. Kamler) vorgestellt. Während eines stationären Aufenthaltes bei uns organisieren wir den Transport zur Konferenz in Essen-Huttrop.

AV-Klappen (Mitral- und Trikuspidalklappen) – Screening

Sollte eine AV-Klappeninsuffizienz bei Ihnen diagnostiziert werden, kann eine mögliche Behandlung während eines stationären Aufenthaltes evaluiert werden. Hierfür genügt eine stationäre Einweisung Ihres Hausarztes oder Kardiologen. Die Schlüsseluntersuchung zur Vorbereitung von Interventionen an den AV-Klappen ist die transösophageale Echokardiographie. Diese führen wir unter leichter Analgosedierung (Dämmerschlaf) durch und können so die Anatomie der betroffenen Herzklappe analysieren, die krankhafte Veränderung identifizieren und eine eventuelle Intervention planen. Während eines stationären Aufenthaltes werden weitere, eventuell notwendige Untersuchungen wie eine Koronarangiographie durchgeführt.

Transfemorale Mitralklappenrekonstruktion

Seit über zehn Jahren werden inzwischen transfemorale Mitralklappenrekonstruktionen bei inoperablen Patienten durchgeführt. Wir am Marienhospital in Gelsenkirchen verfügen über eine langjährige Expertise in diesem Bereich. Dieses minimalinvasive Verfahren wird an unserer Klinik in Vollnarkose oder Analgosedierung (Dämmerschlaf) durchgeführt und stellt bei selektierten Patienten eine Alternative zur operativen Behandlung dar. Nach der entsprechenden Vorbereitung erfolgt der Eingriff über die Leistengefäße. Über die untere Hohlvene gelangt man in den rechten Vorhof und nach einer transseptalen Punktion in den linken Vorhof. Hier kann nun unter ständiger Kontrolle mittels transösophagealer Echokardiographie die Behandlung der Insuffizienz erfolgen. Wir verwenden insbesondere Edge-to-Edge-Verfahren, wodurch die Segel der Mitralklappe adaptiert und die Insuffizienzen somit verringert werden. Im Anschluss an die Intervention verbringen Sie in der Regel eine Nacht auf einer Überwachungsstation. Je nach Befinden können am darauffolgenden Tag bereits die Entlassung und eine mögliche Anschlussheilbehandlung

Transfemorale Trikuspidalklappenrekonstruktion

Erfreulicherweise wurden in den letzten Jahren zunehmend Erfolge in der transfemoralen Trikuspidalklappenrekonstruktion erzielt. Dieses innovative Therapieverfahren wird aktuell nur in wenigen Zentren in Deutschland angeboten und wird am Marienhospital Gelsenkirchen aufgrund der langjährigen Erfahrung mit Mitralklappeninsuffizienzen durchgeführt. Die Trikuspidalklappeninsuffizienz ist ein sehr häufiger Herzklappenfehler, welcher die Mortalität erhöht und zu Luftnot führt. Inoperablen Patienten konnte bislang lediglich eine medikamentöse Therapie dieser Erkrankung angeboten werden. Die transfemorale Trikuspidalklappenrekonstruktion ist ein sehr schonender Eingriff und verläuft nahezu analog zur transfemoralen Mitralklappenrekonstruktion. Eine transseptale Punktion ist hier nicht vonnöten, da der Eingriff in den rechtsseitigen Herzhöhlen stattfindet. Auch hier verwenden wir vorwiegend Edge-to-Edge-Verfahren, um die Segel der Trikuspidalklappe zu adaptieren und die Insuffizienz zu verringern.

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