Die kardiale Magnetresonanztomographie (auch Kardio-MRT oder Kernspintomographie genannt) wird seit einigen Jahren mit zunehmender Häufigkeit durchgeführt. Bei einem MRT werden mit Hilfe eines sehr starken Magnetfeldes Bilder des menschlichen Körpers erzeugt. Hierfür wird im Gegensatz zur Computertomographie (CT) keine Strahlung benötigt, ein MRT ist also nach heutigen Erkenntnissen völlig unbedenklich für den menschlichen Körper.
Grundsätzlich werden bei einem Kardio-MRT zwei Untersuchungstechniken unterschieden.
Zum einen kann eine Untersuchung unter Ruhebedingungen durchgeführt werden. Hier werden bewegte Bilder des Herzens erstellt, ähnlich einer Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie). Zusätzlich erfolgt die Gabe eines Kontrastmittels, welches im Rahmen vieler Herzerkrankungen (Speichererkrankungen, Herzmuskelentzündung) im Herzmuskel charakteristische Muster erzeugt. Narben können so mit einem MRT direkt dargestellt werden.
Eine zweite, häufig angewendete Untersuchungstechnik, ist das so genannte Stress-MRT. Hier erfolgt die zusätzliche Gabe eines Medikaments, welches am Herzen eine Belastungssituation simuliert. Diese Untersuchung wird im Rahmen einer koronaren Herzerkrankung (oder wenn der Verdacht hinsichtlich einer solchen besteht) durchgeführt. Das Prinzip ist relativ einfach. Kommt es zu Ablagerungen in den Herzgefäßen, wird ähnlich wie bei einem verkalkten Leitungsrohr der Innendurchmesser kleiner. Der Durchfluss ist aber unter Ruhebedingungen noch ausreichend. Unter einer körperlichen Belastung muss das Herz allerdings mehr Leistung erbringen und benötigt dafür auch mehr „Treibstoff“. Der Treibstoff des Herzens ist Sauerstoff, der über die roten Blutkörperchen transportiert wird. In diesem Fall reicht der reduzierte Innendurchmesser des Gefäßes nicht mehr aus, um einen genügenden Blutfluss zu gewährleisten. Als Resultat bekommt der Herzmuskel nicht genügend „Treibstoff“, was sich in der Regel in einem Muskelschmerz äußert, der sog. „Angina pectoris“. Ein anderes typisches Symptom ist Luftnot.
Häufig liegt jedoch keine typische Beschwerdesymptomatik vor. In solchen Fällen kann eine Stressuntersuchung klären, ob eine relevante Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße besteht. Die einfachste Form der Stressuntersuchung ist ein Belastungs-EKG (Ergometrie). Bei unauffälligem Befund besteht jedoch nur eine 60-70%ige Sicherheit (sog. Spezifität), dass keine Durchblutungsstörung vorliegt.
Eine erweiterte Form der Stressuntersuchung ist ein Stress-MRT. Auch wenn die Herzgefäße selbst in der MRT nicht ausreichend sichtbar sind, so kann doch der Blutfluss oder auch die Wandbewegung des Herzmuskels in der Stress-Situation sehr gut beurteilt werden. Kommt es hier zu keiner Einschränkung, ist auch unter körperlicher Belastung eine ausreichende Durchblutung des Herzens gewährleistet. Bei einem unauffälligen Befund beträgt die Spezifität des MRT 90-95%.
Sowohl Ruhe-MRT als auch Stress-MRT haben für den Patienten nur minimale Risiken. Die Kontrastmittelgabe (Ruhe- und Stress-MRT) kann in sehr seltenen Fällen (ca. 1 von 1.000 Patient*innen) eine allergische Reaktion auslösen, welche in der Regel mild abläuft (Juckreiz, Ausschlag). Das Kontrastmittel unterscheidet sich grundsätzlich von jodhaltigem Röntgenkontrastmittel, welches z.B. in der Computertomographie verwendet wird. Lediglich Patienten mit sehr schwerer Nierenfunktionsstörung dürfen kein MRT-Kontrastmittel erhalten. Sollte bei Ihnen eine Nierenschwäche bestehen, bitten wir Sie ggfs. vorher Kontakt mit uns aufzunehmen.
Bei der Stress-Untersuchung besteht ein Risiko von ca. 1:10.000 für eine schwere Herzrhythmusstörung. Bei der gesamten Stress-Untersuchung ist ein qualifizierter Arzt (Kardiologe) direkt vor Ort.
Technisch bedingt ist die Röhre des MRT enger und länger als die eines CT. In der Regel sind aber selbst Patienten mit Platzangst problemlos zu untersuchen. Ggfs. kann auch kurz vor der Untersuchung ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht werden. In diesem Fall dürfen Sie jedoch für den Rest des Tages kein Fahrzeug führen. Sollten Sie also unter Platzangst leiden und evtl. ein Beruhigungsmittel benötigen, bitten wir Sie, nicht mit dem eigenen Fahrzeug bzw. in Begleitung zur Untersuchung zu erscheinen.
Sowohl Stress- als auch Ruhe-MRT werden in der Regel ambulant durchgeführt. Bei einem MRT werden gezielt bestimmte Erkrankungen (Narben im Herzmuskel? Durchblutungsstörungen? Herzmuskelentzündungen?) untersucht. Hierfür stehen unterschiedliche Protokolle zur Verfügung. Aus diesem Grund ist eine kardiologische Voruntersuchung (Ultraschall, EKG, ggfs. Belastungs-EKG) zu empfehlen.
Sollte bei Ihnen eine Nierenschwäche bekannt sein, sollten Sie sich vorher mit uns in Verbindung setzen. Wir werden Sie dann beraten, ob eine Untersuchung bedenkenlos möglich ist oder ob eine alternative Untersuchungsmethode günstiger ist.
Alle drei Untersuchungstechniken eignen sich nicht zur Erstdiagnostik. Wenn aufgrund der Beschwerden, der Vorgeschichte und der Risikofaktoren für eine Herzerkrankung eine Erkrankung am Herzen vermutet wird, sind zunächst kardiologische Basisuntersuchungen (EKG, Belastungs-EKG, Echokardiographie) erforderlich. Zur Prüfung, ob eine Indikation für ein Kardio-MRT, Kardio-CT oder einen Herzkatheter besteht, sollten sie auf alle Fälle Ihren Hausarzt oder Kardiologen konsultieren.
MRT, CT und Herzkatheter haben jeweils Stärken und Schwächen, bzw. es werden unterschiedliche physiologische Vorgänge untersucht. Das Herz-MRT ist hervorragend geeignet, Erkrankungen des Herzmuskels (Herzmuskelentzündung, Speichererkrankungen, Herzinfarkt) nachzuweisen. Zudem steht mit der Stress-Untersuchung eine exzellente Methode zur Untersuchung der Herzmuskeldurchblutung bei koronarer Herzerkrankung (KHK) zur Verfügung.
Die Herzgefäße können mit einem MRT nicht in ausreichender Qualität dargestellt werden. Hierfür eignet sich das Kardio-CT. Der Vorteil des CT gegenüber dem Herzkatheter ist in erster Linie die fehlende Invasivität. Das jodhaltige Kontrastmittel wird über eine kleine Kanüle verabreicht, welche in einer Vene platziert wird. Bei einem Herzkatheter wird das Kontrastmittel direkt vor Ort in das Herzgefäß injiziert, was eine optimale Kontrastierung erlaubt. Sowohl die örtliche als auch die zeitliche Auflösung des Herzkatheters sind dem CT noch überlegen. Auch können Patienten mit Herzrhythmusstörungen wie z.B. Vorhofflimmern im CT häufig nicht untersucht werden. Gerade wenn die Herzgefäße stark verkalkt sind, kann dies in der CT zu einer Fehleinschätzung der Engstelle führen. Das Kardio-CT dient in erster Linie dazu, eine Verengung der Herzkranzgefäße auszuschließen und wird bei Patienten mit mittlerem Risiko für eine koronare Herzerkrankung durchgeführt.
Ein unschlagbarer Vorteil des Herzkatheters ist die Möglichkeit, Gefäße unmittelbar aufzudehnen und Gefäßstützen (Stents) zu implantieren. In vielen Fällen kann ein Kardio-MRT jedoch auch wichtige zusätzliche Informationen zu einem Herzkatheter liefern. Bei der sog. "Vitalitätsdiagnostik" kann die Ausdehnung einer Herzinfarktnarbe dreidimensional dargestellt werden. Anhand dieser "Landkarte" können in der Herzkatheteruntersuchung gezielt die Gefäße behandelt (Aufdehnung, Stent-Implantation) werden, welche noch ausreichend vitales Herzmuskelgewebe versorgen. Das MRT dient in diesem Fall praktisch als Navigationssystem für den Herzkatheter.