Eine strukturelle Herzerkrankung liegt vor, wenn die Herzklappen oder Herzwände strukturelle Veränderungen aufweisen, die die Funktion des Herzens beeinträchtigen. Damit werden Erkrankungen bezeichnet, die außerhalb der koronaren Herzerkrankung liegen.
Diese Veränderungen werden meistens im Laufe des Lebens erworben oder können – seltener – auch angeboren sein. Unter den erworbenen Herzklappenerkrankungen stellen die Aortenklappenstenose (Verengung der Aortenklappe) und die Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Mitral- bzw. Trikuspidalklappe) die häufigsten Krankheitsentitäten dar. Bei entsprechendem Schweregrad sind diese Erkrankungen unbehandelt mit einer hohen Sterblichkeit verbunden und sollten, sofern möglich, in der Regel gezielt mittels Operation oder Intervention behandelt werden. Angeborene strukturelle Herzerkrankungen können entweder direkt zu einer kardialen Fehlfunktion führen (z.B. Herzklappenatresie, große Defekte der Herzscheidewände, Transposition der großen Gefäße) und müssen dann meist schon im Kindesalter behandelt werden oder die frühzeitige Entstehung einer erworbenen Fehlfunktion begünstigen (z.B. bikuspide Aortenklappe, persistierendes Foramen ovale).
Unser Team zur Behandlung struktureller Herzerkrankungen besteht aus sehr erfahrenen und hochspezialisierten Ärztinnen und Ärzten. In diesem Team führen wir pro Jahr ca. 150 Eingriffe zur Behandlung struktureller Herzerkrankungen durch.
Hierfür erfolgt nach ausführlicher Diagnostik die individualisierte Besprechung eines jeden Falls in einer interdisziplinären Konferenz zusammen mit Herzchirurgen aus dem kooperierenden Herzzentrum Essen Huttrop. Auf dieser Basis wird entschieden, ob eine chirurgische, interventionelle oder nur medikamentöse Therapie das beste Verfahren darstellt. Außerdem stehen in besonderen Fällen auch andere innovative oder spezielle individualisierte Therapieverfahren zur Verfügung.
Im Mutterleib kann das Kind noch nicht atmen, die Lungen sind nicht entfaltet. Das Kind bekommt den Sauerstoff, den es benötigt, über die Nabelschnur. Das Blut muss also an der Lunge vorbei gepumpt werden. Deshalb existiert beim Neugeborenen ein Loch (Foramen ovale) in der Vorhofscheidewand. Dieses Loch verschließt sich in den ersten Lebensmonaten. Bei etwa 25% der Erwachsenen ist noch ein kleines Loch vorhanden (persistierendes Foramen ovale). In der Regel beeinträchtigt dies die Herzfunktion und Leistungsfähigkeit nicht.
Dieses ansonsten unauffällige Loch kann jedoch dazu führen, dass Blutgerinnsel, die auf der venösen Seite des Kreislaufs immer mal entstehen können und ebenfalls oft unentdeckt und folgenlos bleiben, unter bestimmten Umständen auf die linke die arterielle Seite des Kreislaufs überwechseln.
Auf der arteriellen Seite werden dann diese Gerinnsel mit dem Blutstrom mitgerissen und in den Körper gepumpt. Es ist eine Frage des Zufalls, wo diese Gerinnsel dann in der Peripherie stecken bleiben und eine Arterie verschließen. Im ungünstigsten Fall werden diese Gerinnsel ins Gehirn gespült und setzen dort eine Arterie zu, was zu einem Schlaganfall führen kann.
Schlaganfälle, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf so einen Mechanismus zurückgeführt werden, können zukünftig verhindert werden, indem man das Loch in der Vorhofscheidewand mit einem kleinen Schirm verschließt.
Der Schirm ist zusammengefaltet in einem 3 mm durchmessenden Katheter und kann mit diesem von der Leiste aus in den Bereich des Loches in der Vorhofscheidewand gebracht werden. Dort wird der Schirm entfaltet und somit das Loch verschlossen. Nach ca. 3 Monaten hat der Körper den Schirm dann mit Herzinnenhaut überzogen.
Anatomisch gibt es im linken Vorhof eine fingerförmige Ausstülpung, welche Vorhofohr genannt wird. Wie der Blinddarm, ist diese Struktur das Überbleibsel einer entwicklungsgeschichtlichen Vene, die beim Menschen nach peripher verschlossen ist und keine relevante Funktion besitzt. Die Vorhofohren sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das Spektrum reicht von fast nicht vorhanden bis zu 10 cm langen wurmartigen Strukturen, die sich um das Herz wickeln.
Bei einem normalen Herzrhythmus (dem Sinusrhythmus) zieht sich das Vorhofohr ebenfalls zusammen und das Blut in ihm wird in den Vorhof gedrückt. Es kann nicht zum Blutstillstand im Vorhofohr kommen. Bei bestimmten Rhythmusstörungen, allen voran dem Vorhofflimmern, ist die Kontraktion des Vorhofohres jedoch gestört oder fällt ganz weg. In diesem Fall kommt es zum Blutstillstand im Vorhofohr, während der übrige Vorhof und v.a. die Herzkammern unbeeindruckt ihre Arbeit weiter machen. Das stehende Blut hat jedoch die Neigung zu gerinnen und Gerinnsel zu bilden.
Gelegentlich können sich Gerinnsel aus dem Vorhofohr lösen und werden dann mit dem Blutstrom mitgerissen. In der Peripherie kann dann ein solches Gerinnsel eine Arterie verschließen. Schlimmstenfalls geschieht dies im Gehirn und ein Schlaganfall entsteht. Schlaganfälle, die auf diese Weise entstehen, sind oftmals die schwereren, weil die Gerinnsel recht groß sein können. Diese schweren Schlaganfälle gehen leider oft mit halbseitigen und nicht selten bleibenden Lähmungen einher.
Diesem Risiko versucht man durch die Verordnung von blutverdünnenden Medikamenten zu begegnen. Leider vertragen nicht alle Patienten die Blutverdünnung. Bei manchen kommt es zu Unverträglichkeiten wie Leberwerterhöhungen, Hautausschlägen, Übelkeit oder ähnlichem. Bei manchen treten unter der Blutverdünnung Blutungen an anderen Stellen auf. Sehr häufig kommt es zu Magen- oder Darmblutungen, starkem Nasenbluten, Blutungen in der Blase und schlimmstenfalls können Hirnblutungen auftreten.
Bei solchen Patienten besteht ein Dilemma zwischen der Notwendigkeit, einen Schlaganfall zu verhindern, und der Unverträglichkeit der Blutverdünnung. Für solche Patienten wurden Vorhofohrverschluss-Systeme entwickelt.
Der Verschluss ist wie ein Pfropfen, der zusammengefaltet in einem 3 mm durchmessenden Katheter ist. Über eine Punktion an der Leiste kann man den Katheter an den Eingang des Vorhofohres steuern und den Pfropfen dort freisetzen. Damit ist das Vorhofohr verschlossen. Es können sich demnach auch keine Blutgerinnsel mehr bilden. Nach 3 Monaten ist der Pfropfen von Herzinnenhaut überzogen und die Blutverdünnung kann komplett abgesetzt werden. Auf diese Weise wird ein Schutz vor einem Schlaganfall ohne Blutverdünnung erreicht.
Beide oben genannten Prozeduren sind sehr sicher. Die Prozeduren werden am schlafenden Patienten durchgeführt und dauern ca. 45 Minuten.
Wir sind sehr erfolgreich in dieser Therapieform. Das liegt v.a. an unserer großen, annähernd vierstelligen Expertise bei diesen Verschlusssystemen. Wir konnten in nahezu 100% der Fälle die Verschlusssysteme richtig absetzen und das gewünschte Ziel erreichen. Unsere Expertise erstreckt sich sogar auf sehr seltene Fälle, bei denen etwa das Herz spiegelverkehrt im Brustkorb sitzt oder bei denen eine erfolgreiche Platzierung von Verschlusssystemen nicht gelungen war. Diese Erfahrung wird auch von anderen kardiologischen Abteilungen genutzt.